The following is taken from Chapter 8 of Handbuch Dolmetschen by Gätjens, Luz & Osterberg (BDUe). Please go and buy the whole book that I might be forgiven for using this extract, without permission, here!
8. Dolmetscher als Unternehmer
8.3.3.5 Die Bedeutung des Netzwerkens
Jaqueline Klemke
8.3.3.5 Die Bedeutung des Netzwerkens
Ohne Netzwerken keine Aufträge – und damit kein Umsatz. Konferenzdolmetscher agieren gleichzeitig als Unternehmer (ob als einzelner Dolmetscher oder im Zusammenschluss mit anderen), als Kollegen, Auftraggeber für andere Konferenzdolmetscher, Beratende Dolmetscher und Dienstleister für ihre Kunden. Daher sollten die eigenen Netzwerkanstrengungen diesen verschiedenen Ebenen Rechnung tragen.
Kundenbesuche
Neben dem Kontakt im Rahmen einer konkreten Anfrage können und sollten sich Dolmetscher bei ihren potentiellen und bestehenden Kunden auch im Rahmen von persönlichen Gesprächen vermarkten. Diese können selbstverständlich auch zu einer konkreten Anfrage führen. Unabhängig von dem An-lass sind sie ein wertvolles Instrument, um die Geschäftsbeziehung persönlicher zu gestalten. Oft genug ist die Person, mit der der Dolmetscher Kontakt hat, bei der zu verdolmetschenden Veranstaltung am Ende selbst nicht vor Ort. Über ein persönliches Gespräch bietet sich die Gelegenheit zum Vertiefen der Geschäftsbeziehung und des Vertrauens in den Dienstleister.
Branchenfremde Treffen bzw. Verbände
Im In- und Ausland gibt es unzählige Branchen- bzw. Wirtschaftsverbände. Ob sich eine Mitgliedschaft lohnt, ist von der eigenen Kundenstruktur abhängig. Viele dieser Verbände bieten jedoch auch Veranstaltungen für Nichtmitglieder an – eine Gelegenheit zur branchenspezifischen Weiterbildung im Zusammenhang mit der eigenen Spezialisierung und zum Netzwerken in entspannter Atmosphäre. Wem Kaltakquise nicht liegt, findet hier möglicherweise die Gelegenheit, mit anderen ins Gespräch zu kommen und daraus wertvolle Geschäftskontakte aufzubauen. Dabei empfiehlt es sich, die eigenen Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Wie bei jeder anderen Form der Selbst-vermarktung kann man schnell viel erreichen oder eben nicht. Damit am Ende der Mix und das eigene Zeitmanagement stimmen, sollte man sich die Veranstaltungen sorgfältig aussuchen. Am bestem beginnt man mit Veranstaltungen zu Themen, bei denen man (Vor-)Kenntnisse besitzt, da man dort in der Regel Fachleute trifft, die es schätzen, wenn jemand “ihre Sprache spricht”.
Unter branchenfremde Treffen fallen im weiteren Sinne auch (Fach-) messen. Auch hier gilt: Selektiv sein, gut vorbereiten und am besten im Vorfeld Gesprächstermine ausmachen.
Soziale Netzwerke (Xing, Linkedln, dolmetschrelevante Gruppen auf Facebook)
Xing und Linkedln eignen sich wunderbar, um digital eigene Netzwerke auf-zubauen. Dabei sollte man sich vorab jedoch genau Gedanken über das Ziel des eigenen Profils manchen. Möchte ich mich – beispielsweise über zwei se-parate Profile, ein Firmenprofil und ein persönliches Profil – nur mit Kunden bzw. Interessenten oder nur mit Kollegen verlinken, damit meine Kontakte für Kollegen nicht sichtbar sind? Oder habe ich mit einer Mischung beider Gruppen kein Problem?
Nur das Profil zu haben, schöpft das Potential von Xing und Linkedln zur Selbstvermarktung nicht aus. Eine größere Sichtbarkeit kann man etwa über eine Mitgliedschaft in Gruppen erzielen. Wenn man diese auf Grundlage der eigenen Spezialisierung auswählt und dort eigene Beiträge postet bzw. die von anderen Mitgliedern kommentiert und somit die eigene Fachkompetenz zeigt, steigt die Sichtbarkeit und damit der potentielle Netzwerk- bzw. Kundengewinnungseffekt. Beide Netzwerke bieten darüber hinaus sowohl Präsenz- als auch Online-Fortbildungen an, die wie oben beschrieben neben der fachlichen Weiterbildung auch einem Selbstvermarktungszweck dienen können.
Gesteigert wird diese Sichtbarkeit noch, wenn man selbst ein Webinar bzw. Seminar anbieten kann, zum Beispiel in Kooperation mit einem anderen Referenten, bei dem dolmetschrelevante Themen im weiteren Sinne behandelt werden können.
Eine der regelmäßigen „Hausaufgaben” des Dolmetschers, der um Kunden-bindung bemüht ist, besteht in der Überprüfung, ob die Ansprechpartner noch im Unternehmen bzw. in den gleichen Positionen im Unternehmen sind. Je vertrauensvoller die Kundenbetreuung, umso eher wird dieser Ansprechpartner den Dolmetscher von sich aus kontaktieren, bevor er das Unternehmen oder die Position im Unternehmen wechselt. Eine der wichtigsten Funktionen von beruflichen Netzwerken wie Xing oder Linkedln ist die Benachrichtigung bei Änderungen im Profil, beispielsweise über den Wechsel der Position im Unternehmen bzw. zu einem anderen Unternehmen, die stets in der Nachfrage münden sollten, wer die Position, die derjenige vorher im Unternehmen hatte, nun eingenommen hat. Man sollte nicht davon ausgehen, dass die eigenen Kontaktdaten bei einem Wechsel in eine andere Position bzw. ein anderes Unternehmen weitergegeben werden.
Dolmetschergruppen auf Facebook eignen sich gut zum Austausch mit Kol-legen. Aber Vorsicht: Das digitale Gedächtnis vergisst nichts. Vor dem Posten von Beiträgen sollte man besser zwei Mal die eigene Wortwahl überdenken, damit ein für einen selbst lapidar gemeinter Beitrag nicht von anderen als Provokation verstanden wird.
Private Netzwerke
Als Ergänzung zu den beruflichen Netzwerken sollten Konferenzdolmetscher aber auch ihre eigenen privaten Netzwerke nicht außer Acht lassen. Auch die eigenen Freunde können Multiplikatoren sein. Aufgrund der Geheimhaltung sprechen Konferenzdolmetscher privat oft nur wenig über die eigene Arbeit, über das Leistungsportfolio kann jeder Dolmetscher aber getrost informieren.